Der Baumeister
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Der Baumeister übernimmt die Ausführung von Bauarbeiten aller Art, teils auch die Planung und Bauleitung. Der Begriff ist in Österreich und der Schweiz auch heute noch eine Berufsbezeichnung, in Deutschland wird er dagegen nicht mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet.
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Im 19. Jahrhundert waren die Baumeister vom Entwurf bis zur Realisierung für
ein Bauwerk zuständig. In der Regel unterschieden sie sich von Architekten
dadurch, dass sie zusätzlich zum meist eigenen Entwurfsatelier auch eine
eigene Baufirma zur Verfügung hatten.
Der Begriff wird für Leiter von existierenden Bauhütten
verwendet. Dombaumeister ist heute mit dem Bau von Domen
und Münstern
verbunden. Im Falle eines Münsters wird auch der Begriff Münsterbaumeister
verwendet. Im Fall des Dresdner
Zwingers trägt der Leiter der zugehörigen Bauhütte den Titel Zwingerbaumeister.
Ein Hofbaumeister war ein an den Sitz eines regierenden Fürsten
oder Herrschers (Hof) berufener, also ein von einem Landesherren mit
der Planung und Durchführung öffentlicher Bauvorhaben betrauter Baumeister.
Je nachdem welche Aufgaben der Hofbaumeister hatte, konnte er durchaus auch
Dombaumeister als auch umgekehrt sein. Der Begriff Hofbaumeister schwand mit
dem Bedeutungsverlust der Adeligen; es gibt ihn heute nicht mehr.
Diese Begriffe kennzeichnen einen Dienstrang in der staatlichen bzw.
kommunalen Beamten-Hierarchie (vgl. Baubeamter),
der je nach historischem Kontext und Dienstherrn ganz unterschiedliche
Positionen beschreibt. Träger dieser (in Deutschland heute überwiegend in
Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen gebräuchlichen) Berufsbezeichnung
haben eine akademische Ausbildung (z.B. an einer Technischen
Hochschule) absolviert und ein staatliches Examen abgelegt.
Dombaumeister waren ausgebildete Handwerker, Steinmetz-
und Steinbildhauermeister,
die in der Zeit der Gotik
eine Bauhütte
leiteten. Die aus dem Steinmetzhandwerk und der Bauhüttentradition
hervorgegangenen mittelalterlichen Dombaumeister werden in zeitgenössischen
Quellen Werkmeister oder magister operis bezeichnet. Gegen Ende
der Gotik ging der Bau der Dome und damit die Zahl der Bauhütten zurück. Große
Bauhütten, wie z. B. die in Straßburg, bestanden bis ins 19. Jahrhundert.
Der Begriff Dombaumeister wandelte sich, wie die Bauaufgaben, zu dem des Baumeisters.
Die Renaissance
bildete einen Baumeister neuen Typs heraus. Dieser war handwerklich
ausgebildet und neben seiner Funktion als Architekt auch Unternehmer. In der
Renaissance waren Baumeister nicht mehr nur Steinmetzen und Steinbildhauer:
Baumeister Elias
Holl war ausgebildeter Handwerker, allerdings ein Maurer.
Im Barock
und Rokoko
erfolgte die Baumeisterausbildung erstmals in Frankreich an staatlichen
Bauschulen. In Deutschland (deutscher Sprachraum) jener Zeit lernten die
Baumeister, die Handwerker waren, aus praktischer Erfahrung und aus den sog. Werkmeisterbüchern.
Eine Ausnahme bildete die sog. Vorarlberger Bauschule, die sich ausschließlich
mit dem Sakralbau befasste. Die Baumeister waren zwar noch ausgebildete
Handwerker, in ihrer Hauptaufgabe waren sie aber Planer und Organisatoren.
Im 19. Jahrhundert, im Zuge der Industrialisierung,
bildete sich der Beruf des Architekten als eigene akademische Disziplin
heraus. Aufwändige Bauwerke (Industriebauten, mehrgeschossige Bauten,
Infrastrukturmaßnahmen) und neue Bauaufgaben (Statik, ingenieurtechnische
Berechnungen usw.) erforderten eine theoretische Ausbildung an
Architekturschulen und -akademien.
Baumeister wurden im 20. Jahrhundert als Bauingenieure
und Architekten
an Hochschulen (Universitäten,
Technische Hochschulen) und an höheren Fachschulen (Ingenieurschulen und
Ingenieurakademien), später Fachhochschulen,
ausgebildet und bis heute (2008) bezeichnet man teilweise diejenigen Personen
als Baumeister, die bei Bauvorhaben sowohl die künstlerische als auch die
technische und administrative Projektleitung
haben.
Die akademischen Berufe des Architekten
und Bauingenieurs
entwickelten sich durch die zunehmende Komplexität des Bauwesens und die
immer größer werdenden Ansprüche hinsichtlich Konstruktion (Statik)
und Architektur.
Das seinerzeitige Aufgabengebiet eines Baumeisters umfasste die heutigen
Berufsfelder des Architekten, des Bauingenieurs und die eines Projektmanagers.
Baumeister ist auch in Deutschland weiterhin eine geschützte
Berufsbezeichnung. Architekten und Bauingenieure dürfen sich in der Regel
nicht so nennen.
In Österreich und der Schweiz handelt es sich bei dem Begriff Baumeister
immer noch um eine konkrete Berufsbezeichnung.
Während Architekten und Bauingenieure überwiegend im planenden und
kontrollierenden Bereich anzutreffen sind, stellt der Baumeister den einzigen
universell einsetzbaren Baufachmann dar.
Der Baumeister ist berechtigt:
Die Baumeisterprüfung wird in den meisten Fällen von Handwerkern mit zusätzlicher
theoretischer Ausbildung, aber auch von Ingenieuren nach drei Praxisjahren
abgelegt. Nach Ablegung einer Baumeisterprüfung ist er zur Projektentwicklung,
-leitung und Projektsteuerung
berechtigt, zum Projektmanagement sowie zur Übernahme der Bauführung.
Im Rahmen seiner Gewerbeberechtigung
kann er seinen Auftraggeber vor Behörden und Körperschaften öffentlichen
Rechts vertreten.
In Österreich und der Schweiz darf sich nur Baumeister nennen, wer die
Baumeisterprüfung erfolgreich abgelegt hat. In Österreich ist der Baumeister
ein Berufstitel (kein akademischer Titel) und wird mit BM oder Bmstr. abgekürzt.
Hier ist die die Baumeisterprüfung eine universelle Prüfung ohne Möglichkeit
auf Nachsicht. In der Schweiz hingegen kann man die Baumeisterprüfung für
Hochbau und für Tiefbau getrennt ablegen. Nach bestandener Prüfung darf man
den Titel dipl. Baumeister führen. Die Abschlussprüfungen dauern insgesamt
in der Schweiz nach abgelegten 14 Modulprüfungen 16 Stunden und in Österreich
123 Stunden.
Die Leiter der Bauausführung hießen oft Werkmeister (wercmeistere)
oder Baumeister; sie gingen zumeist aus dem Steinmetzhandwerk
hervor und waren die mittelalterlichen Architekten. Auch Bezeichnungen wie magister
operis kamen vor. Bei der Ausführung hatten der Steinmetzmeister (magister
lapicidae) und der Maurermeister (magister caementari) sowie der Sculptor
Bedeutung. Die Meister der Bauausführung wechselten bei jedem Bauwerk häufiger,
schon auf Grund der langen Bauzeiten.
Bekannt wurden einige bedeutende Dombaumeister
oder Bau- und Steinmetzmeister der Gotik:
Die Meister konnten oft an ihrem Steinmetzzeichen erkannt werden, eine im Mittelalter übliche Markierung, die sie auf ihrer Arbeit anbrachten.
Quelle: Wikipedia