Die Kapelle
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Eine Kapelle ist eine baulich kleine Bet-, Gottesdienst- oder Andachtsräumlichkeit, freistehend oder als Raum eines Gebäudes.
![]() Waldkapelle |
![]() Aufbau einer Kapelle |
Wortherkunft
Kapelle kommt von lateinisch
cappa ‚Mantel‘; Diminutiv
capella. Damit wurde ursprünglich der Ort bezeichnet, an dem im 7.
Jahrhundert die Mantelhälfte des heiligen Martins
von Tours in Paris
als Reichsreliquie
verehrt wurde.[1]
Kapelle als baulicher Begriff
Die
Bezeichnung der Kapelle zu Paris ging auf kleine unselbstständige Bet- oder
Gottesdiensträume innerhalb von größeren Sakralbauten
oder profanen Gebäuden über, wie Chor-, Scheitel-, Kranz-, Seitenschiffs- und
Votivkapellen in Kirchen, Beträume in Krankenhäusern und dergleichen, sowie
auf freistehende Bauten wie Tauf-, Toten-, Burg- und Schlosskapellen und auf
kleinere Gotteshäuser.
Aufgrund
der im Mittelalter üblichen Messstipendien, der Gründung von Bruderschaften
und der Stiftung von Votivaltären
sowie der bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil üblichen Einzelzelebration der Priester
wurden in Kirchen je nach Größe zwei oder mehrere Seitenaltäre eingerichtet.
Wenn durch diese Abtrennung halboffene Räume entstehen, werden diese als
„Seitenkapellen“ bezeichnet. Gibt es diese mehrfach um die Apsis
herum, so heißt diese Ansammlung „Kapellenkranz“.
Einer der ersten Kapellenkränze wurde in Tours (um 1000) geplant und
umgesetzt. „Chorkapellen“
finden sich vorwiegend bei Cluniazensern und Zisterziensern.
Ob
eine – mehr oder minder – freistehende Kapelle als eigenständiges Gebäude
gerechnet wird, hängt von der Lage im Baukörper
ab. Neben Kirchen stehende eigenständige Nebengebäude
bilden mit dem Hauptbau ein Bauensemble
also vom Denkmalschutz her eine Gesamtanlage.
Einer Kirche außen angebaute Gaden
werden als Gebäudetrakt
zum Haupthaus gerechnet, und bilden, wenn sie auch von innen zugänglich sind,
einen Gebäudekomplex.
Auch Kapellengebäude in Burgen, Klöstern, in Krankenhausarealen oder
Friedhofsanlagen werden teils als Bauteil, teils als Bauwerk der Anlage oder
Komplexes gezählt. Da Kirchen, weil sie keine Wohngebäude
sind, meist keine Anschrift
(Adresse) haben, ist es von den örtlichen baurechtlichen Regelungen abhängig,
inwiefern eine Kapelle als Bauwerk in das Grundbuch
und ähnliche Baukataster übernommen oder eingetragen wurde.
Funktionelle Aspekte der Kapelle
Auch
Gottesdiensträume mit speziellen Funktionen – innerhalb oder außerhalb großer
Kirchen – erhielten diese Bezeichnung: Taufkapelle
(Baptisterium), Sakramentskapelle,
Grabkapelle,
Friedhofskapelle,
Krankenhauskapelle.
Privatkapelle
Nach
dem Vorbild des fränkischen Königspalastes wurden an weltlichen und
geistlichen Höfen Kapellen als private Bet- und Andachtsräume der
Palastherren eingerichtet. Diese sind sodann nach Ortslage, dem Träger oder
Auftraggeber betitelt: Pfalz-, Burg-, Schloss-, Bischofskapelle, Sixtinische
Kapelle. Auch in manchen Rats- und Bürgerhäusern befinden sich solche
Gottesdiensträume, in denen vornehmlich Reliquien,
Throninsignien,
Urkunden oder Siegel aufbewahrt werden.
Wegkapelle
„Wegkapellen“
sind kleine Kapellen, oft an Abzweigungen oder auch historisch bedingt. Die
Abgrenzung zum Flurdenkmal
ist meist fließend, häufig gehen Kapellen auf ursprünglich überdachte und
umbaute Wegkreuze und -steine zurück. Entlang von Pilgerwegen
sind „Stationskapellen“ entstanden. Steht am Zielort nur eine kleinere
Kirche, so heißt diese „Wallfahrtskapelle“. Eine neuere Entwicklung ist
die „Autobahnkapelle“
in der Funktion einer Wegkapelle. Kleinere Kapellen, meist Wegkapellen, werden
regional auch als „Heiligenhäuschen“
oder - wenn Segensstation bei Eucharistischen
Prozessionen - als „Prozessionshäuschen“ bezeichnet.
Votivkapelle
Einzelpersonen,
Vereine, Bruderschaften, Dorfgemeinschaften haben aus Dankbarkeit oder infolge
eines Gelübdes
Votivkapellen
errichtet. Zahlreiche meist dem Pestheiligen Rochus
geweihte „Pestkapellen“, erinnern an Opfer einer Pestepidemie,
z. B. die Pestkapelle
(Cochem) oder die Pestkapelle
(Waith), oder sie wurden errichtet, wenn der Ort von der Pest verschont
blieb. Friedenskapellen
sind oft dem Frieden
bzw. dem Gedenken an die Opfer von Kriegen gewidmet.
Kirchenrechtlicher oder liturgischer Begriff
Katholizismus
→ Hauptartikel: Kirche
(Kanonisches Recht)
Protestantismus
In
der Evangelischen
Kirche werden die Gottesdienstgebäude von kleinen evangelischen Gemeinden
im offiziellen deutschen Sprachgebrauch Kapelle genannt, sofern sie
nicht eine eigene historische Bezeichnung wie beispielsweise
„Klosterkirche“ tragen. Die zugehörige evangelische Gemeinde trägt sodann
den Namen Kapellengemeinde,
das zuständige Leitungsgremium heißt Kapellenvorstand, die Mitglieder des
Kapellenvorstandes sind Kapellenvorsteher und Kapellenvorsteherin. Die
Kapellengemeinde besitzt keine eigene Pfarrstelle und ist deshalb ohne Verlust
ihrer Selbstständigkeit einer oder einigen Kirchengemeinden zur gemeinsamen
Nutzung der Pfarrstelle zugeordnet.
In
Österreich ist die Entsprechung einer katholischen Kapelle die Predigtstelle.
Kloster Lorsch mit Kapelle
Quelle: Wikipedia